Unser Anliegen und unser Handeln basieren auf die Annahme des guten Grundes –
„Alles was ein Mensch zeigt, macht einen Sinn seiner Geschichte“
Junge Menschen die mit vielen ihrer Verhaltensweisen auf Traumatisierungen reagieren, sind für die Gruppe und den Pädagoginnen eine hohe Belastung. Diese Verhaltensweisen, wie z. B. Dissoziation oder verbale Entgleisungen, werden von den Betroffenen als Überlebensstrategie gesehen. Eben dieses Verhalten ist schwer zu verstehen, zu würdigen und zu wertschätzen. Die Akzeptanz und das Annehmen des Verhaltens des traumatisierten jungen Menschen, die es zum Überleben noch benötigt, gehen dadurch häufig verloren, sind aber der erste notwendige Schritt um mit den Kindern- und Jugendlichen ihr belastendes Verhalten zu reflektieren und ihnen alternative Verhaltensweisen anzubieten.
Wertschätzung –
„Es ist gut so, wie du bist“
Das intensive und wiederholte Erleben von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Willkür führt bei jungen Menschen dazu, dass sie keinen Sinn und keinen Wert in sich und ihrem Handeln sehen können. Sie übertragen Gefühle, Gedanken und Beziehungsinhalte der traumatisierten Situationen immer wieder auf aktuelle Gegebenheiten. Sie müssen die Möglichkeit haben, sich und das, was sie tun, mehr und mehr wieder als wertvoll zu erleben
Stärken stärken, und Schwächen schwächen
Partizipation –
„Ich trau dir was zu und überfordere dich nicht!“
Durch die gelebte Partizipation in unserem Hause haben die jungen Menschen ein Mitsprache- und Beteiligungsrecht. Wir wollen eine bessere Umsetzung der Partizipation von jungen Menschen im Lebens- und Betreuungsalltag der stationären Hilfen erreichen. Durch den Aufbau eines Beschwerdemanagements und der Schaffung von Mitbestimmungsgremien (Hauskonferenz und Stuhlkreise) ist eine partizipative Einrichtungskultur angeregt und etabliert worden.
In ihrem alten Lebensumfeld von Gewalt, Vernachlässigung und/oder Missbrauch haben traumatisierte junge Menschen eine extreme, existenzielle Form des Kontrollverlustes erfahren. Sie leben in der Erwartung, keinen Einfluss auf sich oder ihr Umfeld zu haben.
Transparenz –
„Jeder hat jederzeit ein Recht auf Klarheit“
Macht und Hierarchie wurde meistens von den jungen Menschen mit belastenden biografischen Erfahrungen als Missbräuchlich erlebt. Sie waren der Willkür im Umgang mit Strukturen ausgesetzt und hatten keine sicheren Strukturen im Umgang mit Hierarchien, Strukturen und Machtverhältnissen. Sie benötigen Erklärungsansätze, wie ihr Verhalten positiv und begründend wird um sie zu verstehen.
Spaß und Freude –
„Viel Freude trägt viel Belastung“
Traumata werden mit extremen negativen Gefühlen erlebt. Scham, Trauer, Wut, Ekel, Angst und Ohnmacht. Die Emotionen stehen dadurch in einem hohen Ungleichgewicht. Durch das Erleben von Spaß und Freude wird die Widerstandskraft (Resilienz) ins Gleichgewicht gebracht. Hierdurch entsteht ein positives Erleben, das das Lernen, die Konstruktivität und die Entwicklung nachhaltig unterstützt. Durch Spaß und Freude entsteht eine Balance der Hormonausschüttung zwischen Serotonin und Adrenalin. Der Stresslevel wird gemindert.
Die Traumapädagogik in unserem Haus verfolgt mit ihren pädagogischen und strukturellen Ansätzen sowie ihren Haltungsschwerpunkten das Ziel, für die von
schwerer Belastung betroffenen jungen Menschen ein Milieu zu schaffen, in dem sie sich mit sich und ihrem Umfeld sicher und selbstwirksam erleben können.
Dies schafft die Grundlage, die auf Notfall, Bedrohung, Abwertung, Demütigung und Vernachlässigung ausgerichteten Verhaltensstrategien der Mädchen und Jungen durch neu erlernte, auf Sicherheit, Wertschätzung und Wohlwollen bezogene Verhaltensweisen zu ersetzen bzw. zu erweitern
Neben den einzelnen pädagogischen Aspekten zur Förderung der Selbstwirksamkeit/Selbstbemächtigung, den institutionellen und strukturellen Anforderungen und den verschiedenen interdisziplinären Vernetzungsnotwendigkeiten, stellen wir selbst , mit unseren persönlichen und fachlichen Sicherheit und Stabilität, mit unseren Emotionen, Reaktionen und Entscheidungen, mit unseren Verhaltensweisen mit uns selbst, den jungen Menschen, anderen Menschen und sonstigen Umgebungsfaktoren als Beispiel und Beziehungspendant einen weiteren wesentlichen Teil dieses sicheren Milieus – einen sicheren Ortes.
Methoden in Bezug zur Zielgruppe:
- Therapeutisches Boxen
- Psychomotorik
- Genogramm Arbeit
- Familienbrett
- Tagesstrukturen mit METACOM -Symbolen und Bildkarten für Tages,-Wochen, und Monatspläne
- Heilpädagogisch angelehnte Spieltherapie
- Traumapädagogik
- Erlebnispädagogik
- Wöchentliche Qualitätsarbeit mit dem Bezugsbetreuer/Innen
- Stuhlkreise
- Gruppen und Einzelangebote wie z. B. Musik, Holz und Tonarbeiten
- Systemische Einzel- und Familienarbeit
- Individuelle Fahrten ins Ferienhaus
– als Auszeit und Stärkung der Bezugsarbeit
– Aufarbeitung von Retraumatisierungen und Ausgleich